Auf einer Wiese im Wendland dreht sich das futuristische Rotating Tiny House von Axel Ewen, ein durchdacht konstruiertes fast Null-Energie-Haus, das sich durch Sonnenenergie speist.
Ein Haus, das der Sonne und den Jahreszeiten folgt
Wenn Erfinder Axel Ewen morgens die ersten Sonnenstrahlen einfangen will, öffnet er eine unscheinbare Bodenklappe im Holzparkett und drückt den roten Knopf. Fast unmerklich setzt sich dann sein Haus in Bewegung und die 4 Meter hohe Fensterfront dreht sich in einem sanften Kreis zur Sonne. Sind Licht und Aussicht optimal, lässt er den Button los. Das Haus stoppt watteweich in der gewählten Position. Die Drehbewegung ist so fein austariert, dass sich selbst in der Kaffeetasse keinerlei Erschütterung zeigt.
Später am Tag, wenn es zu warm wird oder der Nachbar die Wäsche aufhängt, dreht der findige Konstrukteur seine Fensterfront einfach weiter zum Garten hin und kann von der Küche aus dem Gemüse beim Wachsen zusehen. Abends genießt er in der Hängematte in der ersten Etage einen spektakulären Sonnenuntergang hinter den Feldern von Bülitz, einem kleinen Ort im Wendland – dem „Wilden Osten Niedersachsens“.
Konstrukteur Axel Ewen hat den Dreh raus
Es gibt nicht viele drehbare Architektenhäuser weltweit, aber ganz unterschiedliche Ansätze. Die Tiny-House-Bewegung gibt nun der Idee des drehbaren Hauses einen weiteren Schub. Axel Ewen hat sein drehbares Tiny House von Grund auf selbst entwickelt, in einer Werkshalle bei Lüchow gebaut, mit dem Tieflader an Ort und Stelle gebracht und aufgestellt. Jeder einzelne Bauvorgang wurde präzise dokumentiert. Der Entwickler möchte seine Idee möglichst weit verbreiten und bietet sein Wissen wie auch die Baupläne in 2- und 3-D-Format als kompaktes Baupaket interessierten Bauherren und Bauherrinnen, Firmen und Kommunen an. Derzeit arbeitet er daran, die Drehbewegung des Hauses zu automatisieren. Gesteuert über einen Mikrorechner, soll sich die Fensterfront automatisch der energetisch sinnvollsten Wetterseite zuwenden, beispielsweise in Abwesenheit der Bewohner.
Als sein nächstes kreatives Projekt möchte Ewen bis zu 20 Dreh-Häuser nebeneinander auf einer Wiese aufstellen. Die Häuser könnten sich wie eine „Sozialplastik synchron oder ganz individuell drehen, aufeinander zu oder voneinander weg“, so Ewen. Tiny-House-Baukunst als kulturelles und soziales Statement.
Ein Haus, das gut tut und Gutes tut
Ökologische Dämmung aus Seegras und Reet sowie wenig Fläche sorgen für einen geringeren Energiebedarf, partiell eingesetzter Lehm bietet eine zusätzliche Speicherfunktion. Der klassische Holzrahmenbau ist ökologisch, Photovoltaik und ein kleines Windrad sind für die Energiegewinnung zuständig. Die Solarzellen machen das Haus energetisch nahezu autark, mit 900 Watt Restwärmemengenbedarf bei einem Delta T von außen -15, von innen +20 im Worst-Case-Szenario. Durch die Abwärme von Kühlschrank und Kleingeräten sowie der menschlichen Körperwärme reduziert sich diese Zahl auf nur 800 Watt. Als zusätzliche Heizung für wenige bedeckte, kalte Wintertage sind ein Ofen oder eine kleine Wärmepumpe denkbar, die den Energieverbrauch noch einmal auf ein Viertel reduzieren.
Drei Seiten des Hauses sind dicht, eine Seite ist reine Fensterfront aus Wärmeschutzglas. Durch diese Bauweise hält das Haus auch extremen Wetterbedingungen stand. Das asymetrische Satteldach ist mit Tonpfannen gedeckt, die Außenwände wurden mit einer Rombenschalung aus sibirischer Lärche verblendet. Angetrieben wird das drehbare Haus von einem Winkelgetriebe über eine Kette. Die Lastwechselreaktion hat der Erfinder elegant reduziert: Ein eigens programmierter Mikrorechner stoppt die Drehung langsam und fast unmerklich.
Wenig Platzbedarf, großes Wohnvergnügen
Die Einsatzmöglichkeiten für ein drehbares Tiny House sind vielfältig – alles ist möglich. Wer nicht permanent in einem so kleinen Haus leben möchte, kann sich hier einen exklusiven Rückzugsort schaffen, ein Ferienhaus, eine Galerie, einen Infopoint, Tanzsaal oder Raum für Begegnung. Die Kosten sind überschaubar, schon ab 70.000 Euro kann ein solches Haus realisiert werden, je nach persönlicher Ausstattung und Eigenbauleistung.
Das um bis zu 330 Grad im Kreis drehbare Tiny House macht Wetterphänomene erlebbar und passt sich den Jahreszeiten an. Es ermöglicht eine Aussicht nach Stimmung und Tageszeit, spielt mit Perspektiven, Sonne, Schatten und Temperatur. Abhängig von der Position zur Sonne, kann sich die Innentemperatur unmittelbar von kühl bis zu tropisch ändern. Die große Fensterfront von 16 qm schafft eine enge Verbindung zwischen Innen- und Außenbereich. Je nach Aufstellort und Intention des Hauses, lebt man inmitten der Natur oder kann im öffentlichen Raum leicht mit Menschen kommunizieren.
Die Kathedrale der Tiny Houses
Außen klein – innen groß: Wer durch die gläserne Eingangstür in das drehbare Haus eintritt, fühlt sich wie in einem modernen, geräumigen Architektenhaus. Ein üppiger Design-Kronleuchter baumelt von der hohen Decke. Dieses Gefühl von Weite und Großzügigkeit ist kalkuliert und vom Erfinder bewusst geplant. Es zeigt, dass ein Tiny House keineswegs Abstriche an der Wohnqualität bedeutet, im Gegenteil.
Erreicht wird diese Wirkung vor allem durch die Deckenhöhe von 6 Metern, die große Fensterfront sowie geschickt eingesetzte Materialien und Farben erzeugen eine angenehme, luftige Raumatmosphäre. Mithilfe eingebauter Drehkipp- und Klappfenster sowie durch die 1 Meter breite Eingangstür kann eine optimale Luftzirkulation erreicht werden. Im Winter wird die Lüftung kontrolliert gesteuert und die Wärme aus der Abluft zurückgewonnen, optional per App.
Eine ruhige Aufgeräumtheit ergibt sich aufgrund geschickt integrierter Stauräume und einer durchdachten Inneneinrichtung. In die Küchenzeile wurden bereits vorhandene Möbel eingebunden, sämtliche Funktionen sind auf die individuellen Wohnbedürfnisse des Hausherrn abgestimmt.
Ein Haus für Alle – mit individuellem Charakter
Das moderne Interiordesign und der coole Look sind individuell und variabel, ebenso die eingesetzten Materialien und die freie Raumaufteilung. Das drehbare Tiny House ist ein Haus für Alle, bei vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten und minimalem Flächenverbrauch. Die reine Grundfläche des Hauses ist 5 mal 5 Meter klein. Wieviel Fläche drumherum gebraucht wird, hängt allein von der Nutzung ab. Auf der unteren Ebene befinden sich die großzügige Wohnküche, eine geräumige Sitzecke sowie das Bad. Über eine Stiege kommt man in die erste Etage mit Schlafzimmer und Privaträumen – bis zu 3 kleine Zimmer wären hier denkbar. Die Innenausstattung ist individuell und kann ganz nach Wunsch und Budget angepasst werden.
4 Jahre im Tiny Home
Seit vier Jahren lebt Axel Ewen in seinem perfekten Haus am Badeteich, minimalistisch und großzügig gleichermaßen. Er genießt die individuelle, philosophische Art zu wohnen, die Wohn-Perspektiven erlaubt, die sonst nicht möglich wären – außer in einem drehbaren Tiny House, das der Sonne folgt.
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